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Friedrich Kittlers „Grammophon. Film. Typewriter“ beginnt mit einer lakonisch-verdichteten Formel, welche das Programm einer im Veröffentlichungsjahr 1986 gerade zu sich kommenden Medienwissenschaft auf den Punkt bringt. Kittlers Satz lautet: “Medien bestimmen unsere Lage.” Der Vortrag wird den Hintergrund der von Kittler postulierten Bestimmtheit der Lage durch die Medien im literarisch-philosophischen Kontext der 1930er und 40er Jahre nachzeichnen. So wurde im Umkreis von Phänomenologie, philosophischer Anthropologie und Kulturanthropologie (Heidegger, Jaspers, Rothacker) die Diskussion der Differenz von Situation und Lage zu einem zentralen Ort, die existentielle Verfasstheit des Menschen als ein welterschließendes Wesen zu denken. Die paradigmatische Verdichtung zur zitierbaren Formel “Erkenne die Lage” geschieht dann im Werk Gottfried Benns, für den sich die militärische Lagebestimmung zum medientechnologisch vermittelten Existential des modernen Menschen verwandelt.