Arts
Hätte man hier ein Alkoholproblem, würde man wohl eine Hecke drumbauen. Oder eine Reihe Rhododendren. Mit ihrem Roman »Last Exit Volksdorf« (Wall-Saal, 27.1.) schreibt die 1969 geborene Hamburger Autorin Tina Uebel keine Stadtteilgeschichte, sondern ein Buch über das Böse. »Ich habe sehr theoretische Überlegungen, die mich beschäftigen, wenn ich einen Roman schreibe«, sagt Uebel. »In diesem Fall war es die Frage: Wo kommt das Böse eigentlich her? Das hat mit Volksdorf, wo ich herkomme, erst einmal gar nichts zu tun.« Gleichwohl lassen sich die Mechanismen, die das Zusammenspiel ihres Figurenensembles prägen, in einem gutbürgerlichen hanseatischen Vorort wie diesem buchweltlichen Volksdorf besonders gut beobachten. Wegen der dörflichen Struktur, die neben Vertrautheit auch soziale Kontrolle bedeutet; wegen der Fallhöhen und Verdrängungsleistungen, die gesellschaftliches Ansehen so mit sich bringen. Die Reeperbahn, wo Uebel als Literaturveranstalterin und Autorin seit vielen Jahren lebt, hat andere Problemlagen. Im Telefoninterview berichtet sie über die literarische Re-Konstruktion von Vor-Orten in der österreichischen Einöde und über das Reisen nach China. – WOHER KOMMT DAS WOHNEN? Der französische Soziologe Henri Lefebvre begann in den 1960er Jahren, die Stadt noch einmal ganz anders zu denken – von den Pariser Vororten her. Im ersten Teil eines Gesprächs berichtet der Berliner Musiker und Stadttheoretiker Christopher Dell (»RePlayCity«. Improvisation als urbane Praxis. 2011) von Lefebvres »Recht auf Stadt«, davon, wie man Musik und Stadt (oder das Nachdenken darüber) zusammendenken kann und wie sich urbane Räume als soziale Praxis beständig neu konfigurieren.