Arts
Als Jugendlicher wollte Adnan Softić (*1975 in Sarajevo) Architekt werden. Als der Bosnienkrieg ausbricht, folgt er seiner Schwester nach Hamburg und lebt die ersten Monate auf einem Flüchtlingsschiff. Von Anfang an trotzt er den Erwartungen, mit denen er sich als Bildender Künstler mit Migrationshintergrund konfrontiert sieht. Das bedeutet nicht, dass seine persönliche Geschichte keinen Einfluss auf seine Arbeit hätte. Seinen ersten Film («Festes Gewerbe oder Der Körper ist mein Tempel», 1999) dreht er im vom Krieg gezeichneten Sarajevo, und auch die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Wasser und in exterritorialen Räumen wird in mehreren seiner künstlerischen Arbeiten verhandelt. Der Kurzfilm «Bigger Than Life» (2018), und das ein Jahr zuvor veröffentlichte Buch «A Better History / Eine bessere Geschichte» gehen direkt aus Softićs vertieften Auseinandersetzung mit dem monumentalen Bauvorhaben «Skopje 2014» hervor, anhand dessen der Künstler untersucht, wie eine Regierung – in diesem Fall die mittlerweile abgelöste Regierung Mazedoniens – für sich beansprucht, grosse Geschichte zu schreiben und eine (nationale) Erinnerung ohne jegliche archäologische Basis frei zu erfinden. Filmfiguren wie Vasil, der Nationalist, oder Jovana, die dem schleichenden Verlust der Vergangenheit von ihrem Küchenfenster aus zuschaut, vertreten unterschiedliche Standpunkte, die in Adnans Film genauso wie in Skopje nebeneinander bestehen. «Bigger Than Life» feierte dieses Jahr auf den 64. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen Premiere und wurde mit dem 3sat-Förderpreis ausgezeichnet. Adnan Softić ist der fünfte und letzte artist in residence, der im Rahmen von Esther Eppsteins Kunstprojekt «message salon embassy Zürich Nord» für elf Wochen zu Gast in der Wohnbaugenossenschaft «mehr als wohnen» im Hunzikerareal, Zürich Örlikon, war. Das Gespräch fand fand am 27. September 2018 statt und wurde von «message salon embassy» und Madame l'Ambassadeur Esther Eppstein koproduziert. https://www.kinolom.com http://messagesalon.ch